Weinbau in Wien: Gemischter Satz und Heuriger
Am 27. März 2018 · von Daniel MünsterGemischter Satz und Heuriger
Erklingt der Name Wien, denkt fast jeder an den Prater, die Hofburg, den Stephansdom, die Weinberge, das Schloss Schön… Moment! Weinberge in einer Großstadt? Es fällt schwer zu glauben, aber in der Tat ist der Weinbau ein selbstverständlicher Bestandteil der Stadt Wien und mittlerweile auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Unser Weinfreund und Österreich-Fan Daniel Münster stellt uns diese außergewöhnliche Weinregion genauer vor.
Wenn sich gemeinhin eine Stadt damit schmückt Wein anzubauen, handelt es sich zumeist um ein paar schön zurecht gemachte Schaugärten. Nicht so in Wien. Hier kultivieren über 150 Betriebe auf mehr als 630 Hektar quasi Wein in der Stadt. Und der Wein kam nicht etwa als Modeerscheinung in die österreichische Hauptstadt, vielmehr gibt es ihn hier schon solange wie die Stadt selbst. Im Mittelalter wuchs die wenig anspruchsvolle Rankenpflanze sogar innerhalb der Stadtmauern. Heute findet sich der Wein vor allem in den Vororten und Randbezirken Wiens, wo die Weinberge eine Art grünen Gürtel um die Stadt bilden.
Gemischter Satz. Vorteil Wien.
Die meisten Weinberge Wiens liegen nördlich der Donau sowie im Süden des Stadtgebiets. In beiden Bereichen werden vor allem weiße Rebsorten angebaut. Aufgrund des fetteren, durch Lehm geprägten Boden wirken die Weine aus dem Süden Wiens immer etwas opulenter, so dass man sich in dieser Gegend auch mit Erfolg an die Produktion von Rotweinen wagt. Im Norden der Stadt, jenseits der Donau, ist der Boden dagegen sehr kalkreich und bietet damit ideale Bedingungen für Weißweine, die über viel Klarheit und „Nerv“ verfügen.
Und trotz dieser stilistischen Unterschiede sind sich die Wiener Weinbauern bei einer Sache einig: dem Gemischten Satz. Dieser Wein stammt nämlich aus Weingärten, in denen die Reben nicht sortenrein gepflanzt stehen, sondern gemischt. Hierbei handelt es sich ausschließlich um weiße Rebsorten – in der Regel um Grünen Veltliner, Riesling und Weißburgunder. Diese stehen nicht nur zusammen, sondern werden auch gemeinsam geerntet und vinifiziert. Dabei müssen mindestens drei Rebsorten zum Einsatz kommen und keine davon darf in der Cuvée mehr als 50 Prozent und nicht weniger als zehn Prozent ausmachen.
Auch wenn dieser „Mischwein“ zunächst nachlässig oder übermäßig pragmatisch erscheint, hat er sich in den vergangenen Jahren einen international hervorragenden Ruf erarbeitet. Seit 2013 darf der „Gemischte Satz“ sogar Österreichs prestigeträchtigste Herkunftsbezeichnung DAC (Districtus Austriae Controllatus) führen.
Die Heurigen leisten Schützenhilfe
(Wein)Touristen kennen den Gemischten Satz vielleicht von einem Besuch in eine der „Heurigen“ Wiens. In diesen Buschenschanken lässt sich nicht nur eine rustikale „Heurigenjause“ genießen, in Wien spielt dabei auch immer der Gemischte Satz eine wichtige Rolle.
Doch sind die Weine schon lange keine reinen „Schoppenweine“ mehr. Hochklassige Exemplare aus Toplagen wie dem „Nussberg“ sind mittlerweile selbst aus der Sternegastronomie nicht mehr wegzudenken; so überzeugen sie mit feiner Eleganz und beeindruckender Komplexität.
Den Heurigen verdankt der Gemischte Satz dennoch viel. Ohne die Breitenwirkung durch diese Straußenwirtschaften hätte der Wiener Weißwein-Verschnitt wohl nie eine solch steile Karriere hingelegt. In Wien entstehen aber nicht nur hervorragende Weine als Gemischter Satz, sondern auch immer mehr reinsortige Weine machen auf sich aufmerksam. Daher möchte ich Ihnen im Folgenden eine Art „gemischten Satz“ an Weinempfehlungen ans Herz legen:
Empfehlung aus dem Weinfreunde Online-Shop:
Saftig, strukturiert, fruchtbetont: ein Gemischter Satz mit viel Potential und Tiefgang. Ein Wein, der sich auch als Essenbegleiter (Wiener Schnitzel!) bestens eignet.
Intensiv, exotisch, balanciert: Dieser halbtrockene Riesling aus der Top-Lage „Nussberg“ zeigt beeindruckend auf, dass nicht nur in Deutschland hervorragende Riesling mit feiner Restsüße entstehen.
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