Venetien: Weinregion mit traditionsreichen Überraschungen

Am 13. November 2024 · von Weinfreunde

Venetien zählt zweifellos zu den großen Weinregionen Italiens – auch historisch. Besondere Verfahren der Weinerzeugung sowie eine große Vielfalt an Rebsorten und Bodenverhältnissen kennzeichnen das Veneto.

Der Name Venetien geht auf das berühmte Venedig an der Adriaküste zurück. Dabei reicht die Weinregion Venetien viel weiter nach Norden, Osten und Westen und ist die Heimat zahlreicher bekannter DOC- und DOCG-Anbaugebiete. Die Region steht für Weiß- als auch Rotweine, aber auch für Rosé und Schaumwein. Im Osten grenzt Friaul-Julisch-Venetien an die Weinregion, im Westen schließen sich die Lombardei und im Nordwesten das Trentino an. Im Süden heißt der Nachbar Emilia-Romagna. Nach Apulien und Sizilien nimmt Venetien flächenmäßig den dritten Platz unter den italienischen Weinregionen ein.

Venetien: die bekanntesten Anbaugebiete

Einfache Weine aus der Großregion, deren Herkunft nicht genauer spezifiziert ist, führen auf dem Etikett die Klassifikation IGT Veneto. Diese Weine sind zumeist fruchtbetont und liefern unkomplizierten Genuss in allen Weinfarben. Weltbekannt sind dagegen einige der kleineren Appellationen aus Venetien wie die DOCG Amarone della Valpolicella, die DOCG Bardolino Superiore oder DOCG Soave Superiore. Für diese Anbaugebiete gibt es deutlich strengere Vorgaben, was Rebsorten, Ertragsmenge und Weinerzeugung betrifft – entsprechend höher fällt die Qualität dieser Weine aus.

Venetien: auf gute Nachbarschaft

Darüberhinaus teilt sich die Weinregion Venetien einige sehr bekannte Anbaugebiete mit seinen Nachbarn. Der seit Jahren so geschätzte Lugana vom Gardasee kann beispielsweise nicht nur aus Venetien stammen, sondern auch aus der benachbarten Lombardei. Gleiches gilt für die DOC Garda. Auch mit Friaul-Julisch-Venetien teilt sich die Region einige namhafte Appellation wie Prosecco und Delle Venezie. Ebenso gibt es mit dem nordwestlich gelegenen Trentino Schnittmengen, so in der DOC Valadige Terradeiforti sowie den IGT-Gebieten Vallagrina und Vigneti delle Domiti. Dies liegt darin begründet, dass die geologischen und topografischen Besonderheiten dieser Anbaugebiete nicht vor den politisch definierten Grenzen haltmachen.

Verona: Weinhauptstadt Venetiens

Das Zentrum des Weinbaus ist Verona, wo zahlreiche bekannte Erzeuger wie etwa das Traditionshaus Sartori ihren Sitz haben. Der Blick auf die Landkarte macht schnell deutlich, warum die Stadt von Julia und Romeo diesen besonderen Stellwert hat. Von Verona aus ist es nur ein Katzensprung zum Gardasee oder den berühmten Anbaugebieten Soave und Valpolicella. Des Weiteren ist Verona auch stets ein Zentrum des Weinhandels gewesen, woran bis heute die jährlich stattfindende, größte Weinmesse Italiens, die Vinitaly, erinnert.

Venetien: aus der Po-Ebene bis an die Alpen

Die geologischen Unterschiede der Weinregion sind beträchtlich. Die Rebflächen in der Po-Ebene profitieren von fruchtbaren, von Schwemmlandschotter geprägten Böden. In den Anbaugebieten rund um den Gardasee findet sich vorwiegend Moränenschotter, während in den Appellationen in den Alpenausläufern verwittertes Dolomitengestein der wichtigste Bestandteil der Böden ist.

Das Klima ist allgemein als warm zu bezeichnen, denn selbst in heißen Sommern üben die kühlen Winde aus den Alpen sowie frische Brisen des Gardasees oder der Adria einen moderierenden Einfluss aus. Weiteres Kennzeichen sind die mäßigen Niederschläge. Allerdings ist die Po-Ebene eher feuchter, hier sorgen auch die häufigen Nebel dafür, dass die Weinbauern stets einen Blick auf mögliche Pilzkrankheiten haben müssen. Entsprechend der unterschiedlichen Topografie ist zudem die Höhe der Weinberge ein entscheidender Faktor. In höheren Lagen fallen die Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht deutlich größer aus, was einer langsamen, schonenden Reife der Trauben entgegenkommt. Diese Weine weisen meist mehr Finesse und Eleganz auf.

Venetiens Rebsorten: autochthon und international

Einheimische Rebsorten wie Trebbiano di Lugana (Lugana), Garganega (Soave) oder Corvina (Valpolicella) kommen zumeist bei den höherwertigen Weinen zum Einsatz. In den einfacheren Weinen aus den Ebenen finden sich dagegen oftmals internationale Reben wie Pinot Grigio, Chardonnay oder auch Merlot. Damit ist auch der Rebsortenspiegel Venetiens von Vielfältigkeit geprägt. Unter den autochthonen Rebsorten sind noch die weißen Cortese, Glera, Malvasia und Moscata sowie die dunklen Sorten Corvinone, Gropello, Molinara und Friularo, aber auch Barbera zu nennen. In die Liste der internationalen Rebsorten gehören noch die dunklen Trauben von Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc und Pinot Nero (Spätburgunder) sowie Pinot Bianco (Weißburgunder), Sauvignon Blanc und sogar Müller-Thurgau/Rivaner.

Venetien: Heimat besonderer Weinerzeugung

Der Amarone della Valpolicella ist das bekannteste Beispiel für das Passito oder Appassimento-Verfahren. Die Bezeichnung leitet sich vom italienischen Wort für „verwelken“ ab und gibt schon den entscheidenden Hinweis. In einem ersten Lesevorgang werden Trauben geerntet, die noch viel Säure aufweisen, und anschließend in einem aufwendigen Prozess in speziellen Lagerhäusern an der Luft trocknen. Dadurch verlieren die Trauben an Wasser und gewinnen dergestalt an Konzentration von Aromen, Zucker und Säure. Bis zu zwei, drei Monate nimmt das Trocknen – oder Rosinieren – der Trauben in Anspruch, erst dann werden sie gepresst und vergärt. Das Ergebnis sind sehr körperreiche Weine mit einem Plus an Aromatik und Alkohol, denen aber dennoch die entscheidende Portion Säure nicht fehlt.

Daneben gibt es noch das Ripasso Verfahren, das gleichfalls im Valpolicella-Gebiet zu finden ist und zu einer Art Baby-Amarone führt. Der besondere Kniff besteht darin, dass die Pressrückstände aus der Appassimento-Erzeugung ein zweites Mal verwendet werden, indem sie der Winzer der Maische bei der „normalen“ Weinherstellung hinzufügt und so für eine Extraportion an Struktur und Aromen sorgt.

Venetien: mehr als 2000 Jahre Weinbau

Nicht nur zeitgenössische Weinfreunde wissen Venetien zu schätzen. Schon zu Zeiten der Etrusker und während der sich anschließenden Römerzeit besitzen die Weine der Region einen exzellenten Ruf. Eine weitere wichtige Epoche ist das 15. Jahrhundert, als die Republik Venedig zu einer der wichtigsten Mächte im Mittelmeerraum aufsteigt.

Weine aus Venetien bei Weinfreunde bestellen

Wie hat dir der Artikel gefallen?
4,00 Sterne | 3 Bewertungen