Musik & Wein: das muss sein!
Am 10. Oktober 2022 · von Daniel MünsterLieder, die zum Wein gesungen werden. Musiker, die zum Winzer werden. Weinfreund Daniel ist der uralten Beziehung von Wein und Musik einmal näher nachgegangen.
Anscheinend ziehen sich Wein und Musik wechselseitig an. Anders kann man die ebenso alte wie vielfältige Beziehungskiste nicht erklären. Mit dem Trinklied gibt es sogar ein festes Format, das Wein und Musik gewidmet ist. Allein mit Blick auf die deutsche Sprache geht die Zahl der Trinklieder in die Hunderte. Selbstverständlich lobpreisen nicht alle den Wein, auch das Bier hat seine Freude an der Musik und sogar die Spirituosen. Bereits aus dem Mittelalter sind Trinklieder überliefert, die – salopp formuliert – in gerader Linie zu so manchem Karnevalslied und Ballermann-Hit führen. Klingt lustig, ist aber eigentlich nichts Besonderes. Alle Kulturen, die mit Alkohol vertraut sind, kennen solche Trinklieder, das reicht zurück bis ins frühzeitliche Mesopotamien. Jede Kultur hat gewissermaßen ihre eigene Playlist entwickelt, um die Verbindung von Musik und Wein oder anderen alkoholhaltigen Getränken zu feiern.
Wein und Musik heute: von Podcast bis Playlist
Ohne Zweifel kann behauptet werden, dass bis heute die Beziehung von Wein und Musik ein Teil unserer Kultur ist. Von Karnevalsliedern und Ballermann war schon die Rede. Doch diese Traum-Kombi kann auch anders. Erinnert sei an die zahlreichen Playlists auf den einschlägigen Plattformen, die auf ganz unterschiedlicher Art der Beziehungskiste Musik und Wein huldigen. Da werden Songs zusammengetragen, die den Wein in irgendeiner Art zum Thema haben. Angefangen mit „Summer Wine“ aus den 1960er-Jahren und „Red, Red Wine“ von UB 40 über den „Griechischen Wein“ von Udo Jürgens bis zu den berüchtigten „Sieben Fässern Wein“, die angeblich nicht gefährlich sein sollen. Andere tragen regelrechte Soundtracks zu Rot- oder Weißwein zusammen und wollen passende Musikbegleitung zum Glas Wein sein.
Podcast und Wein, das kennen wir. Nicht zuletzt haben wir uns mit „Bei Anruf Wein“ selbst diesem Metier verschrieben. Aber es gibt auch Podcast-Formate, die die Kombination von Wein und Musik eher als Pairing verstehen. Da passt dann der Wein zum Gast aus der Musikszene oder steht für eine besondere Phase in seinem Werdegang. So macht es beispielsweise „Vinyl & Wein“ sehr erfolgreich. Moderator Boris Rogosch lädt Gäste ein, die ihre Musik-Favoriten mitbringen und sorgt im Gegenzug für den passenden Wein.
Aktuellste Folge von Bei Anruf Wein – der Weinfreunde Podcast
Musiker und Wein: Rock, Pop & mehr
Musiker trinken gern Wein. Auch das passt, wenn auch in sehr unterschiedlichen Schattierungen. Dennoch geht diese Beziehung weit über das Beliebige hinaus. Zum einen gibt es zahlreiche Bands und Solokünstler, die in Zusammenarbeit mit einem Weingut „ihren“ Wein oder gleich mehrere Weine kreiert haben. Allerdings weiß man bei der konkreten Weinauswahl oft nicht, ob man sich dabei auf seine musikalischen Favoriten oder seine Weinvorlieben stützen soll. Eigentümlicherweise tut sich zudem die Metal-Rock-Fraktion besonders hervor. Den Zinfandel gibt es von AC/DC und einen Shiraz, sprich Syrah, von Motörhead. Für Chardonnay-Fans hält Iron Maiden den zumindest wortwitzigen „The Number of the Yeast“ bereit.
Aber auch für Liebhaberinnen und Liebhaber des Folkrock gibt es die passende Flasche, nämlich den „Planet Waves“ von Bob Dylan, einen Montepulciano mit gehörig Wucht. Schlager geht auch, denn vor einem Jahr verabredeten sich Thomas Anders und St.-Antony-Winzer Dirk Würtz zum „Anders Grauburgunder“. Auch Samu Haber ist seit einiger Zeit mit einer Wein-Mission unterwegs. Unter dem Label „Forever Yours“ hat der Frontmann von Sunrise Avenue bereits einen Crianza aus dem spanischen Navarra oder den Forever Yours Lumi Riesling vorgestellt. Demnächst soll das Sortiment noch um einen in Deutschland erzeugten Riesling ergänzt werden. Gregor Meyle wäre vielleicht noch zu nennen oder auch eine Kooperation, die sich gleich im Namen des Weins verewigt: dem Schneider Udo Lindenberg Chardonnay „only Sansibar“.
Hier spielt die Musik: Musiker und ihre Weingüter
Die Reihe ließe sich ohne Schwierigkeiten fortsetzen. Das Muster dafür ist einfach: Musikerin oder Musiker mit persönlichem Gefallen am Wein sucht sich einen pfiffigen Winzer. Der eine liefert das Marketing, der andere den Wein. Beides aus einer Hand bekommt man, sobald ein Musiker selbst zum Winzer wird. Einer der ersten der Musik-Winzer war der Brite Cliff Richards. Er kaufte bereits Ende der 1990er-Jahre ein Weingut im Hinterland der portugiesischen Algarve und produziert seitdem Rotwein und Rosé unter dem Namen „Vida Nova“.
Ebenso lang ist Dieter Meier im Weingeschäft. Den Sänger des legendären Elektro-Pop Duos „Yello“ hat es dafür ins argentinische Mendoza verschlagen. Dort besitzt Meier in Agrelo Alto die Hacienda Ojo de Agua, wo er sowohl Wein erzeugt, als auch Rinder züchtet – beides nach Bio-Standards übrigens. Wie bei Cliff Richards geht es auch bei Dieter Meier klar um den Wein selbst. Die Musik tritt in diesem Fall etwas zurück. Und ein wenig Marketing bleibt immer noch übrig.
In der Toskana haben sich Gordon Matthew Thomas Summers, besser bekannt als Sting, und seine Frau Trudie Styler die Tenuta Il Palagio gekauft, wo sie nach biodynamischen Grundsätzen Wein anbauen. Federführend ist dabei Trudie Styler, die ein respektables Sortiment aufgebaut hat, das von Kreationen wie „Roxanne“ und „Message in an Bottle“ bis zum klassischen DOCG Riserva reicht. Angeblich, so wird gemunkelt, singe der Musiker sogar für seine Weine im Keller.
Back to the roots: Musikstudio im Château
Die Prominenz der genannten Künstler in allen Ehren, aber mit einem Hollywood-Traumpaar vom Format Angelina Jolie und Brad Pitt halten sie nicht mit. Die Schauspieler erwerben in der Provence das Château Miraval und tun sich mit Spitzen-Winzer Marc Perrin zusammen, um die Rosé-Welt zu erobern. Auch wenn die Ehe längst dahin ist, der Rosé von Miraval dagegen verdient sich weiter seine Lorbeeren. Nun gut, aber was hat das mit Musik zu tun? Im Wein liegt die Wahrheit und der „Studio by Miraval“ spricht sie aus. Bevor das Provence-Château via Hollywood in die Schlagzeilen rutschte, war es in der Musikszene längst eine Berühmtheit.
Im Château Miraval befand sich ein Tonstudio, in dem Pink Floyd und Sting – da ist er wieder – Rammstein und AC/DC – siehe oben – bis Sade Alben aufgenommen haben. Vorbesitzer des Château war nämlich der bekannte französische Jazzmusiker Jaques Loussier, und er richtete hier 1977 „Le Studio de Miraval“ ein. Da unter anderem „The Wall“ von Pink Floyd in dem Studio aufgenommen wurde, kann man sich auch mal auf dieses Pairing einlassen: „The Wall“ zum Studio-Rosé von Miraval. Und wir dürfen uns auf mehr Studio-Pairings freuen, denn mit viel Aufwand und Liebe ins Detail wurde das legendäre Tonstudio gerade wieder zum Leben erweckt.
Musik für Wein: Good Vibes
Bislang ging es immer über den Wein und die Musik. Was aber, wenn die Musik für den Wein aufspielt und der Wein zum Zuhörer wird. Das Gerücht über den biodynamisch produzierenden Sting geht in diese Richtung. Von Saale-Unstrut bis Kapstadt gibt es nämlich Winzer, die darauf schwören, dass Musik gut für die Reife ihrer Weine sei. Die Musik setze die Trauben an den Reben und den Wein in den Fässern in eine Schwingung, die sich positiv auf seine Entwicklung auswirke. Im besten Fall steckt also schon Musik im Wein, bevor wir überhaupt die Flasche geöffnet haben.